Händlmayer: „Wie wäre es eigentlich mal mit Lösungen?“

Ortsbesichtigung am Gschwendtnerfeld in Oberaudorf. Foto: Michael M. Mermingas

Ein Beitrag von Inga Händlmayer, stv. Vorsitzende des Ortsverbandes Oberaudorf von Bündnis 90/DIE GRÜNEN

Manchmal gibt es so viele Themen, über die es sich zu schreiben lohnt. Doch das Leben, auch das politische, überrollt uns derzeit.

Wir Grüne dürfen für ALLES den Kopf hinhalten. Für alles, auch dafür was frühere Regierungen versäumt haben, für alles, das noch weiter zurückliegende Ministerien entschieden und bis heute nicht neu geregelt oder wenigstens der laufenden Entwicklung angepasst hätten.

Der politisch denkende Mensch interessiert sich nicht nur für den momentanen Zustand, sondern auch dafür die Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen. Oft muss die Geschichte des Landes bemüht werden, um Erklärungen dafür zu liefern, warum heutige Handlungen so und nicht anders möglich sind. Doch ist es wirklich so, dass es nicht auch anders möglich wäre?

Die derzeitigen Proteste auf den Straßen sollen uns Bürgern nahebringen, worum es geht. Doch worum geht es wirklich? Gibt es nur diesen einen Weg? Muss der Bürger über Gebühr belastet werden mit Sorgen um die Zukunft, um das tägliche Essen, um den Frieden? Derzeit gibt es reichlich aufmüpfige Bürger, die viel auf ihre Transparente, ihre Fahnen und Drohszenarien verheißende Tafeln schreiben. Galgen sollen sogar Sofortlösungen beschreiben. Ist der Galgen nicht gleichzusetzen mit einer Endlösung? Gibt es nichts anderes als diese Form der Problemlösungen? Sollten wir uns nicht schämen für diese fatalen und finalen Wege? Hat unsere eigene deutsche Geschichte uns nichts, aber auch rein gar nichts gelehrt?

Sie sollen verunsichern, den Wankelmütigen auf eine Seite ziehen. Auf eine Seite, auf der ganz Deutschland bereits vor einhundert Jahren war? Wie es damals ausging wissen wir, oder etwa nicht?

Es ist „Mitbürgern“, die sich für verheißender halten, als es die breite Gesellschaft ist, gelungen, erneut einen Österreicher zu gewinnen, der als Sprecher der „Identitären Bewegung“ auftritt. Auffällig sofort: seine Frisur – es fehlt nur noch das charakteristische Oberlippenbärtchen – was üble Erinnerungen an mahnende Bilder unserer Geschichte aufleben lässt. Diesem Österreicher ist es gelungen, sich vor eine äußerst bedenkliche Bewegung zu stellen, die uns allen Angst macht, Angst machen muss! Was sagt die breite Mehrheit? Nichts!?! Sind wir wirklich schon so träge geworden, dass uns das kalt lässt? Es geht hier um unsere Zukunft! Um die Zukunft unseres Landes, unserer Kinder!!

„An allem ist die Ampel schuld!“
„Vorne weg die Grünen!“
Warum eigentlich?
Die Koalitionäre selbst zweifeln und verzweifeln fast täglich an dem unglückseligen Entschluss sich für eine tragfähige Koalition aus drei sehr unterschiedlichen Parteien zusammenzuschließen.

Die Zustimmung der Bürger für unsere Regierung sackt Woche für Woche ab. Mit jeder neu erkämpften und kaum mehrheitsfähigen Entscheidung, die dem Volk vorgetragen wird, mindern sich die Zustimmungswerte. Warum? Wohl, weil jeder von uns schon fast erwartet, dass wieder Uneinigkeit und Streit darüber nach oben ploppt. Koalitionäre stellen sich vor Kameras, heucheln Unschuld und teilen versteckte Boxhiebe aus gegen den Koalitionspartner.

Viele fragen sich, warum das nötig ist. Doch genau hier ist sehr gut zu erkennen, wer sich in dieser Koalition am wenigsten bemüht, vertragstreu hinter dem ehedem „erstrittenen“ Koalitionsvertrag zu stehen. Fast alles wird konterkariert und missbilligend kommentiert. Vor der Kamera wird geheuchelt. Konsequenz: die Zustimmungswerte sacken ab. Bis heute auf vier Prozent bei einem der Koalitionäre. Der Bürger ist nicht dumm und erkennt, wer hinter der gegenwärtigen Verunsicherung und Misere steckt. Dennoch sollen es immer wieder „die Grünen“ gewesen sein?!?

Im Übrigen sind Denkzettel eben nichts anderes als beschriebenes Papier. Doch sie beinhalten unverhohlene Drohungen.

Wie wäre es eigentlich mal mit Lösungen?

Jede demonstrierende Bewegung in unserem Land, sei es auf der Straße oder auf der Schiene, solle sich nicht mit Drohungen an der Verunsicherung der Bevölkerung beteiligen, sondern mit der Lösung von Problemen befassen. Das allerdings erfordert Mut und Gehirnschmalz. Woran mangelt es?

Sich damit zu begnügen, Hass-Parolen zu brüllen, mutet einem kindlichen, verstörenden Charakter an!

Lösungen anzubieten sind ein erwachsenes, verhandlungsbereites und eben lösungsorientiertes Verhalten!

Auf welcher Seite wollen wir stehen?

Hier empfehlenswerte Links, um sich Meinungen zu obigen Themen anzuhören, die derzeit unsere Gemüter bewegen.

https://youtu.be/4KFTjlUz80Y?si=Mmmh5_bh9Su96E3o

https://umweltinstitut.org/landwirtschaft/meldungen/bauernproteste-es-geht-laengst-nicht-mehr-um den-dieselpreis/

Die Grünen: Es ist nicht ihre Schuld _ ZEIT ONLINE.pdf

Und zu guter Letzt noch ein Podcast, der in der Lage ist vielen zu erklären, wie es soweit kommen konnte, dass die Landwirte nun ihren Diesel auf der Straße verfahren:

Podcast: Bayern Heimat „Bauernsterben“ mit Bartholomäus Grill

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2 Kommentare

  1. Liebe Inga, danke für Deine Analyse, die mir aus dem Herzen spricht. Demokratie funktioniert, wenn es einen Wettstreit der Ideen gibt und Austausch stattfindet. Wenn dieser Austausch stattgefunden hat, dann muß ein tragfähiger Kompromiß gefunden werden. Demonstrieren gehört zu diesem Meinungsbildungsprozeß unbedingt dazu. Diffamieren und Hassparolen hingegen nicht. Politiker*innen müssen den Bürger*innen zuhören, aber auch umgekehrt. Diese Dialog- und Kompromißkultur müssen wir vorleben in der Familie, in der Schule, in der Arbeit & eben auch in der Politik. Wir stehen vor gewaltigen Herausforderungen durch die Notwendigkeit einer totalen Transformation unserer Wirtschaft, bedingt durch den Klimawandel und die schwindenden Ressourcen der Erde. Jeder in Deutschland, hat dabei eine wichtige Aufgabe und nur, wenn möglichst viele mitmachen, kann uns das gelingen, so dass auch unsere Kinder und Enkelkinder noch eine Zukunftsperspektive auf diesem Planeten haben. Klar ist aber auch, dass jeder auch an einer anderen Ausgangsposition steht und deshalb die Politik den gesellschaftlichen Ausgleich mit organisieren muß, damit die notwendigen Lasten der Transformation besser verteilt werden. Die Paprika-Koalition (ich finde diesen Namen besser, da, bei einer Ampel nur immer eine Farbe leuchten kann, wohingegen bei der Paprika, jeder sein eigenes schmackhafte Gemüse produzieren kann) braucht unsere volle Unterstützung, dazu gehört, auch immer wieder Kritik, aber auch Zustimmung. Mit grünen Grüßen Achim Ranz